Linientreuer Abweichler voll Poesie Ein umtriebiger Geist, der sich wohl kaum in eine gängige Kategorie zwängen lässt, ist für die Herbstausstellung in der Galerie.Z verantwortlich. Harald Gfader, der über die Grenzen des Landes hinaus als interdisziplinärer und multimedialer Künstler die Kulturszene wesentlich mitbestimmt, bezeichnet sich selbst als Provinzkünstler niederen Standes. Nicht ganz frei von Koketterie bringt er damit zum Ausdruck, dass er als einer in der Region Verankerter nicht nach Anerkennung auf dem internationalen Kunstparkett lechzt. Linientreu gegen den Strich Vorherrschendes Motiv des Absolventen der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und Schüler von Adolf Frohner bildeten über Jahre markante Köpfe, womit ihn viele Kunstinteressierte nach wie vor in Verbindung bringen. Der kraftvolle, teils rohe Strich, die formgebende Dominanz der gfaderschen Linie zeugen von seinem unbeugsamen Streben nach Authentizität. Dies ist sein Credo, wofür er sich durchaus kämpferisch einsetzt und sich als streitbarer Diskutant vor keinem Diskurs scheut. Dass er treu seiner Linie damit gegen die gefällige bis geschmäcklerische Breitentauglichkeit verstößt, nimmt er in Kauf. Als Dekor, die bloß Wände schmücken sollen, kämen etwa seine ausdrucksstarken "Larva, Fratza, Fetznschädel", die 2010 hierzulande zu sehen waren, ohnehin nicht in Betracht. Von der produktiven Kraft des gebürtigen Feldkirchers und bekennenden Wollmützenträgers beseelt, sind auch die Beiträge für die Ausstellung in der Galerie.Z. Während in Harald Gfaders vorangegangener Schöpfensphase seriell angelegte Werkgruppen wie die bereits erwähnten "Larva, Fratza, Fetznschädl " und die "Masceraden" überwogen, wendet er sich aktuell autonomen bildnerischen Werkabschlüssen zu. Ausgangspunkt dafür sind Ereignisse und Vorkommnisse des Alltags, die ihn erzürnen, erbosen, nachdenklich stimmen oder erfreuen. Aufgefunden als Bilder in Massenmedien transferiert er sie in Folge in eigenständige Werke, wozu er sich einer speziellen Technik bedient. Rubbeln und reiben bis auf den Grund Der Allroundkünstler wählt hierfür Zeitungsausschnitte, löst sie ab und reibt die Bilder gemäß einer uralten Technik, die im Detail in keiner Rezeptur oder Anleitung nachzulesen ist, auf Papier durch. Gfaders alchemistischer Zugang zu den Materialien spielt ihm dabei stimmig in die Hände. Die so entstandene spiegelverkehrte Version entspricht exakt seiner Grundidee der Transformation des Blicks. Mit "Transferierte Transformation", so auch der Titel der Ausstellung, vollzieht er eine weitere Übertragung der bereits abgebildeten Wirklichkeit. Denn das Abbild repräsentiert per se schon eine seitenverkehrte Darstellung, die wir individuell wahrnehmen. "Wahrheit ist das, was ich wahrnehme. Das Annehmen der Wahrheit liegt beim Betrachter", präzisiert der Künstler. Suggerieren von Lesarten Seine Übertragungen, die in einem sehr spontanen Akt entstehen, eröffnen dem Betrachter unterschiedliche Lesarten. Voraussetzung ist natürlich der Konnex zu Bekanntem, um eine Basis für das Transferieren in eine andere Lesart zu haben. Was ihn in seinem alltäglichen Leben umgibt, trifft auch auf den Großteil der Betrachter zu. Damit ist eine objektiv vergleichbare Ausgangssituation gegeben, woraus Harald Gfader individuell erfahrbare Transformationen generiert. Dada und Fluxus Als Einflüsse auf seine neue künstlerische Werkphase nennt er sowohl den Dadaismus, wobei er Kurt Schwitters und Robert Rauschenberg als einflussreiche Vertreter nennt, als auch die Fluxusbewegung. Die Zeitungsausschnitte etwa, die er für die aktuelle Präsentation als Impuls nimmt, verkörpern für Harald Gfader Bildformulare bzw. Bilddestillate. Dies wiederum bezeichnet er als Form des Dadaismus. Margot Prax |
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